Aus einer kleinen französischen Ernte, die schon bis Ende April sehr umfangreich in den Export ging, sind kaum noch Vorräte da, die im Juni nach Deutschland oder Spanien drängen. Gegenüber 2010 fehlen 250.000 t ‐ vor allem freie Speisekartoffeln. Die Frühkartoffelernte in Andalusien wird mit 143.000 t rund 90.000 t kleiner als im Mittel von 2003 bis 2009 ausfallen, so erste Schätzungen, und der spanische Markt wird ohne Franzosen aufnahmefähig weil unterversorgt sein. Es gibt erste Ausfälle wegen des Auftretens von Phythophtora – der April war zu naß. Frost hat Anfang Mai in Deutschland, Skandinavien, Großbritannien, Polen und Tschechien die Kartoffelkulturen nicht nur zeitlich zurückgeworfen, es sind auch Ertragsauswirkungen zu erwarten. Es herrscht überall in West‐ und Mitteleuropa Trockenheit. Der Knollenansatz ist teils bei den frühen Beständen schon etwas schwächer. In Belgien können 12.000 ha Frühkartoffeln fast nicht beregnet werden. Erträge über dem Mittel der Jahre sind jetzt schon kaum noch zu erwarten. Die Beregnung ist nicht nur in Frankreich beschränkt worden. Vor allem dort spricht man schon von einer schlimmeren Ausgangslage als im Dürrejahr 1976. Die Verarbeitungsindustrie in ganz Europa kommt derzeit zurück an den Markt. Steigende Preise waren in der Vorwoche schon zu erzielen. Ein enormes Kurspotential wird den restlichen Lagerkartoffeln im Juni zugetraut. Das aktuelle Geschäft mit Frühkartoffeln auch an den Großmärkten von erheblicher Unruhe geprägt. Es treffen dort Mengen aus Italien, von Zypern und aus Deutschland ‐ neue Kartoffeln genauso wie Lagerware ‐ ein, welche die Nachfrage kaum verkraftet. Die Kartoffeln gehen von dort in der Hauptsache an Wochenmärkte sowie in Obst‐ und Gemüsegeschäfte. Dort kauften die Verbraucher laut AMI‐Auswertung des GfK‐Haushaltspanels im vergangenen Jahr im Schnitt aber nur noch etwa 6 % der Kartoffeln, was die rasche Überforderung dieses Absatzkanals erklärt. Er ist aber für den Gesamtmarkt nicht mehr repräsentativ.